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herkunft series eins, zwei
gedichte
bio

14.XII.2019

#140

Den Versehrten

Das Leben ist ein Nabelriss,
ist u. bleibt das Dazwischen,
die Geburt ein Natternbiss,
die Hoffnung ein Fischen –
im Salzsee:
Bedenke! jeder Gewinn entbehrt
den Sieg, der entsehrt.

06.XII.2019

#139

Nikolaos

Digital Nikolaos Angel

C.B. 2019

Entdeckung des Smart Phones als Medium für digitales Malen.

23.X.2019

#138

Aufzug

Mittags: Auf einem Platz im Musikviertel liegen, selbst wie Blätter, Brotscheiben zwischen dem Laub.
Abends: Zwischen den Villen sammeln sich Krähen auf dem Kopfsteinflaster, wartend.
Nachts: Nebel füllt die Straßen und alles wird geisterhafte Kulisse.

17.X.2019

#137

Nächtliche Notiz

An jedem Satz ein Aber. Überall lähmendes, vernünftelndes Bedenken. Man müsste, aber man kann nicht, man darf nicht. Zu gut ist man, ach zu weich. Dieses ›man‹ meint alle und keinen, reine ὑπόθεσις, und das ›müsste‹, das ist Konjunktiv Irrealis, bloße Unterhaltung. Wir sind Einsiedlerkrebse in alten, zu kleinen Schneckenhäusern, die wir uns nicht zu verlassen getrauen.

13.X.2019

#136

Wanderung Zeitz

Osttristessephilie

(Osttristessephilie, 2019)

DDR-Signetphilie

(DDR-Signetphilie, 2019)

Fungiphilie

(Violetter Rötelritterling und Maronen-Röhrling)

Die Burschen und Maiden treffen sich im ehemaligen Mitropol am Bahnhof in Leipzig. In Zeitz besuchen wir den Künstler Tim von Veh, der in der Moritzburg seine großformatigen Radierungen der Persönlichkeiten der kurzen Fürstenlinie Sachsen-Zeitz an die Wand des prächtigen Festsaales bringt. Es steht dort auch ein reich verzierter Blüthner-Flügel, der schon in Paris ausgestellt wurde und von einem der unsrigen als pragmatische Musealisierungskritik gekonnt gespielt wird. Eine herrliche Szenerie.
Über Stadt und Land steht der Sonnengott und senkt mediterane Hitze in den Herbsttag. Später sammele ich unter kundiger Anleitung zwei violette Rötelritterlinge und ein weiteres Paar Maronen-Röhrlinge. Wetterzeube erreichen wir erst im Dunkeln und es schlägt trotz mächtig heizendem DDR-Schaffner Mitternacht, als ich endlich heimkehre.

7.X.2019

#135

Palmengartenabendstunde

Palmengarten an der Elster

4.X.2019

#134

Death in Plagwitz

Death in Rome Fashy Style

(D.i.R., Plagwitz, 2019)

3.X.2019

#133

Die Rückkehr der Barbaren

Die Hermannsschlacht von Kleist am Tag der Deutschen Einheit. Wie provokant! Was hätte das werden können! Stattdessen absolute Enttäuschung, gähnende Langeweile und nur einen Eintrag wert, um auf die Ungeheuerlichkeit des Kulturbanausentums, die Frechheit, nein das Schreckgespenst hinzuweisen, was aus dem Theater und dem Betrieb im Schauspiel Leipzig geworden ist.
Wenn das Stück eines gezeigt hat, dann, daß mit Hölderlin gesprochen, die Deutschen Barbaren sind von altersher.
Das Stück war, bis auf die Laibach-Einlage beim Deutschlandlied, einfach peinlich, was auch ein psychologisch interessantes Bühnenbild nicht retten konnte. Ein bisexueller Arminius als Trump-Höcke-Goebbels-Verschnitt, Jägermeister und Bier trinkend, benimmt sich wie der letzte Dorftrottel, hat wundersamer und nicht nachzuvollziehender Weise ein paar strategische Geistesblitze, mit denen er die Sueben gewinnt und die Römer besiegt, wobei ihm der Analsex mit dem römischen Gesandten deutlich mehr zu geben scheint. Dieser wird dann am Ende von Thusnelda, die Personifizierung der Fremdscham, nackt stranguliert.
Das ganze Drama wurde jeglicher Ambivalenz der Geschichte beraubt und auf Heute-Show-Niveau heruntergebrochen, zusammengestaucht und mit mehr als nur einer Prise Pennälerhumor ungenießbar gemacht. Die abschließende Ansprache zur politischen Einordnung und persönlichen Gesinnungsermahnung schlug dann auch dem letzten, dürftigen Fass den Boden aus und erhielt sehr verhaltenen Applaus. (Schon die Tatsache dem Publikum unverfroren noch eine Meinung mit Applaus abzufordern ist eine intolerable Unverschämtheit.) Eigentlich hätte man Tomaten werfen oder zumindest buhen müssen, wo alle Klischees der zeitgenössischen Kultur bedient wurden. So verrissen wurde es wahrscheinlich nicht einmal unter dem Generalintendanten Hans Schüler im damaligen Centraltheater.
Fürs Erste täte man wohl gut daran, das deutsche Theater zu begraben.
Das Geld könnte dann in eine Flasche Fürst Metternich investiert werden, mit der man sich bewaffnet der Hermannsschlacht als alte Reclam-DDR-Ausgabe widme und in die Intrigen, Leidenschaften und moralischen Zwiste eintaucht.

29.IX.2019

#132

Wanderung Eilenburg

x

Von Eilenburg an der Mulde entlang nach Glaucha. (...)

22.IX.2019

#131

Wanderung Weißenfels

Ballon im Maisfeld

(Ausgeblichener Hochzeitsballon im Maisfeld, 2019)

Ein wolkenloser Sommertag. Der letzte? Herrliche Wanderung von Weißenfels durch anhaltinische Mongolei - wo ich einen Hochzeitsluftballon (blasses Rosarot, bei der Rast dann im trockenen Gras geplatzt) fand - über Goseck - Sonnenobservatorium (7000 Jahre Sonnenschau) - durch den Blütengrund (Federweißer in Spätnachmittagssonne am Weinberg) nach Freyburg. Ich ging bereits im Schatten der westlichen Hügel, während die Hänge der Weinberge noch flammten.

12.IX.2019

#130

Wanderung Ambergau

Bornum - Osterholz - Braune Heide - Bodensteiner Klippen - Jägerhaus - Wohldenberg. (...)

6.IX.2019

#129

Flaumenleichte Zeit

Am Morgen, wachte kurz vor fünf auf, finde ich in der Küche eine Flaumenfeder.

31.VIII.2019

#128

Ort der Kehre

Aus einem alten (E-)Brief an K., den ich 2013, also vor sechs Jahren, in Kaunas schrieb:

»Zur Zeit lasse ich ein paar Tage verstreichen und mich von Ruhe durchflieszen. Lese in meiner Reclam-Gedichtesammlung und habe nach dem Kauf eines kleinen Skizzenbuechleins wieder mit dem Zeichnen und Malen angefangen...«

26.VIII.2019

#127

x

Volksfeind, Menschenfeind

Wer der Volksfeind im Kurort ist, wird sich noch zeigen müssen. Aber wann kamen schon einmal alle vors Gericht, folgte ein tabula rasa der irdischen Ungerechtigkeit? Regiert nicht die Findigkeit eines gewissen Amtsrates? »Die installierte Wasserversorgung für das Bad ist ein Faktum und muss auch als solches behandelt werden. Gleichwohl wird die Direktion zu gegebener Zeit höchstwahrscheinlich nicht abgeneigt sein zu überlegen, inwieweit es mit tragbaren pekuniären Opfern möglich sein könnte, gewisse Verbesserungen zu erreichen.«

25.VIII.2019

#126

Kohlrouladen

Kohlrouladen

6.VII.2019

#125

Wittenberg

God phone

(God phone, Hausfassade in Wittenberg, 2019.)

Schwüle Hitze. Maria mit Smartphone. (...)

27.VI.2019

#124

Etappe

x

(ccc.)

Vordiplom geschafft. (...)

14.VI.2019

#123

Bach

No 4 Musikalisches Opfer, gespielt von 'Le Concert des Nations' unter der meisterhaften Leitung von Jordi Savall in der Nikolaikirche.
J. S. Bach: Musikalisches Opfer, BWV 1079
J. S. Bach: Ouvertüre h-Moll, BWV 1067
(...)

8.VI.2019

#122

Beedeln

x

(ccc.)

Landschaftspraktikum. (...)

22.IV.2019

#121

Naturstudium Harz

(Autor und Landschaft, Nähe Landmannsklippe im Hochharz, Karsamstag 2019.)

Naturstudium im Harz

'Phänomenologie ist immer Ontologie ist immer Hierophanie.' (Notiz vom 8. Oktober 2017)

15.IV.2019

#120

Kar

Notre Dame

(Notre Dame brennt, 15. April 2019.)

Osterhasenmasse

(Osterhasen im Zeitalter der technischen Produktion. Supermarkt, 2018.)

»Jedes Tabu ist besser als ein zerstörtes.« — B. Strauss

14.IV.2019

#119

Tote Taube nach Süden weisend

(Tote Taube nach Süden weisend. Connewitz, 2019.)

Palmsonntag

Zwei Jahre nach einem schwarzen Karfreitag. Langer Gang durch Regen und Straßen einer trostlosen Stadt.

13.IV.2019

#118

Mikromidgard

(Midgardminiatur, Nähe Mägdesprung, März 2018.)

Das Scheitern eines Winters

Das erste Mal in meinem Leben kein Schnee im Winter. Nur ein einziges Mal fielen im November bei einem abendlichen Gang entlang des Kanals ein paar Flocken und wie als Paranthese heute morgen noch einmal.

31.III.2019

#117

ccc

(ccc 2019)

Messe

Kontemplativer Kreis (...)

29.III.2019

#116

Landgang

Glitched Map Wechselburg-Rochsburg

(glitched map)

Geschwisteridyll an der Mulde

(gesprengtes Geschwisteridyll, Wechselburg an der Mulde, 2019)

Narsdorf-Wechselburg-Rochsburg. (...)

17.III.2019

#115

Wanderung Tristesse

Tristesse Lipsius

(Nordwestrandnirgendwo, 2019)

Nordweststadtrandgebiet. (...)

16.III.2019

#114

Unisono polyphon

Blau

(Pantone Reflex Blue)

In der Stadt an der Saale stehen draußen die Zerwürfnisstifter, drinnen sammeln sich die verworfenen, abseitigen Gestalten. Es geht noch einmal im Kraftwagen über endlose Forstwege nach Ost und in den Pausen erklingen Zwischenspiele gekonnter Hände auf verstimmtem Kaschemmenklavier. Heute allesamt Kleinganoven, nannte man die Leute von hier früher Kümmeltürken.

12.III.2019

#113

Brüchige Tage

Gestern Vormittag gestürtzte Frau aufgeholfen; abends dann ziellos durch den Regen, an einer Haltestelle stehen, auf die Tram warten, sie wieder abfahren lassen, sich nach links und rechts wenden — irgendwohin, irgendwas tun — Schleifengedanken, Wirre, immer noch Regen, kein Auftrag, keine Stimme von oben, nackt und getrieben zurück in die Wohnung.

Heute fragte mich die Kassierein, als ich ihr den Betrag auf den Cent genau aushändigte: »Möchten Sie den Beleg für diese Transaktion?« Ich muss fast laut loslachen, kann mich aber zum Glück noch fassen und verschwinde Danke murmelnd.

10.III.2019

#112

ccc

(ccc 2019)

Freyburg

Mit den Eltern an der Unstrut. Nach-denkliche Notiz. (...)

02.III.2019

#111

ccc

(ccc 2019)

Cranach-Haus

Wein und Tabak. Nächtliche Gedanken. (...)

25.II.2019

#110

Heimve

Tosmarberg

(Gipfelkreuz Tosmarberg, K & C mit Blick in den flachen Norden, 2019)

»And the swallows crying heimve
— :OTWATM:

17.II.2019

#109

Friede
Mann
Weib

(Friedensportal sonnenbeblümt, Mann lehnend sitzend, Weib aufrecht stehend. Altenburg, 2019)

Blick auf das Bankett des Sommers

Ein Sonntag und Sommer im Februar. Das Altenburg wartete mit leeren, taubenbenisteten Villen, Fülle an Himmelblau und Sonnenschein, die Antike selbst als freundlich vertrauter Gast und warmen Gässchen auf. Im Hofe des Residenzschloßes werden sommerliche Pläne wie Wolkenschlößer erbaut, in denen lieb vertraute Stimmen hallen.

14.II.2019

#108

Leere (T)räume on Valentine's Day

Zimmerregenbogen

(Getrenntes Licht auf schattiger, weißer Wand, 2019)

Zum jährlichen Rundgang gab es mit viel internem und einigem externen Kommunikationsprozedere nur Wein und weiße Wände. Protest sollte es sein.
Aber wozu und für wen?
Wichtig ist, man1 solidarisiert2 sich.

1 alle
2 feste mitmachen

13.II.2019

#107

Exkursion Erfurt

Erfurt Galerie und Dom

(Schloßvippach von Buchholz und Maria vor dem Dom, 2019)

Die Fahrt der Müßiggänger ging im rüstigen Kleinwagen nach Erfurt, wo die Triegel-Ausstellung besucht wurde, welche nur noch wenige Tage weilen sollte. Der Ort für die Discordia Concors anläßlich des Malers fünfzigsten Geburtstages war das schöne und passende Angermuseum. Besonders die Aquarelle und kleinen Öl- und Mischtechnikarbeiten konnten suggestiv wirken wie nachhaltig überzeugen.
Ferner hatte noch die Sammlung des Hauses einige Kleinodien aufzuweisen, u.a. Gemälde von Louis Gurlitt, Ludwig von Hofmann, Paul Baum, Karl Buchholz und Adelheid Dietrich.
Der Gang durch die abenddämmerungsgetauchte Altstadt zeigte die Stadt an der Furt trotz Hornungzeit von schöner Seite.

9.II.2019

#106

Byzantinisches, oder: milde Härte

Fresko Säulenheiliger

(Freskodebüt, 2019)

Fresko Entstehung

(Arbeitsschritte, 2018 und 2019)

Abschluss des Freskokurses im Studio Ikona. Die Arbeitsschritte sind überraschend vielschichtig und aufwendig; bis zum eigentlichen Malen ist es harte Arbeit. Die Malweise selbst geschieht dann nur mit Kalkwasser und Pigment, also ohne eigentliches Bindemittel, was den Farbauftrag sehr eigensinnig gestaltet; das Malen ist zeichnender, schreibender Natur und muss ohne Zögern von der fließenden Hand geschehen.
Die eingesinterten Pigmente erstrahlen einige Tage später schließlich in einem trockenen, warmen Licht.
Dem Meister Jakow sei gedankt.

28.I.2019

#105

Steinbock, Krebs und Wassermann

Weiteres aus dem Traumtarium: Träumte von einer Art Verfolgungsjagd, bei der ich sowohl mit dem Auto wie auch mit dem Bus fuhr. Unter einer großen Schnellstraßenüberführung hindurch befand sich angrenzend ein offener Parkplatz mit verschiedenen Geschäften. Ich hielt mit dem Wagen schräg auf die Ladentüren und Schaufenster zu, brachte ihn mitten auf dem Platz abrupt zum Stehen, sprang heraus, riss die Beifahrertür auf und hob die junge Dame heraus, an die ich kaum noch gedacht hatte.
Dort hielt ich dann also meine Frau — sie war es noch nicht, wir wussten aber beide, dass sie es einst werden würde — in den Armen. Sie trug nur ein weißes, mit kleinen blassen Blumen bemustertes Kleid und dazu passender Spitze am Saum. Das Kleid war recht nass, was wohl auf der Flucht geschehen sein musste. Ich küsste immer wieder ihr Gesicht, ihren Busen und ihren Bauch und trug sie hoch zu einem der in bunter Reklame schwer einzuordnenden Geschäfte, vielleicht um ihr trockene Sachen zu kaufen, oder etwas zu essen, da ich meinte, einen billigen Sushi-Laden auszumachen.
Doch oben, fast am schützenden Ziel, welches mir die angebotsreiche Fassade zu versprechen schien, noch auf dem ansteigenden Parkplatz stehend, griff uns eine Frau mit dunklen Haaren an. Ihre Hände waren Krebshände und sie kniff uns damit immer wieder, was furchtbar schmerzhaft war und uns schlimme Verletzungen zufügte. Mich attakierte sie nur, wenn ich meine, in den Armen liegende, zukünftige Frau beschützen wollte, auf die sich die Krebsfrau mit mechanischer Vehemenz stürzte, was ich trotz allen Bemühungen nicht verhindern konnte. Meine arme, schwache Frau blutete schon aus vielen Wunden und immer wieder schnellte eine Scherenhand der bösen anderen hervor und hackte sich tief in den weißen Körper, welcher keinen Widerstand zu leisten schien, wie man es vom Zerschneiden zart gegarten Hühnchenfleisches kennt.

24.I.2019

#104

Exkursion Berlin

Bode in Berlin

(Berliner Szene. Femme fatale und Idiot. Foto: Schwarke, 2019)

Alte Meister, junge Wilde, Hochleistungsfotografie ('The Castle' von Richard Mosse) und Feminismus in der Reichshauptstadt.

15.I.2019

#103

Allegorie des Hochschullebens

Aus dem Traumtarium: In Indien von einem Tiger im Park, welcher mehr Urwald als Abbild einer Parkplanung war - wie auch überhaupt der indische Boden das Rationale zu zerwuchern scheint - verfolgt worden. Mit letzter Not durch einen der vielen Fahrstühle entkommen, die in die oberen Stockwerke führten.

12.I.2019

#102

hgbparty2019

(Grafik nicht vom Verfasser dieser Seite.)

Der Sommer Leben

Kein Wintermärchen war das jährliche Artilleriesurrogat aus Licht und Ton im Lichthof, den hallenden Gängen und Sälen der Zeichnungs-, Malerey- und Architectur-Academie zwischen Pleißemühlgraben und Elsterflutbett.

5.I.2019

#101

Milde eines Rauhnachtstages

Dickicht am Rauhnachtstag

(Buchendickung, 2018)

Forst am Rauhnachtstag

(Müder Tann, 2018)

Gib auf und lass dich, auf dem Laube liegend, hinübertragen, in das Kommende, Freund. Dir fehlt nichts und alles bleibt gut.